Was den Erlangern im Sommer ihre Schnappschildkröte ist, hängt man in Wladimir dem Biber an, der sich, glaubt man Berichten in den sozialen Medien, angeblich munter in einem Weiher auf einem Gartengrundstück am Rande der Partnerstadt vermehrt und, vom Hunger getrieben (alle Sträucher und Bäume seien dem Nager schon zum Opfer gefallen), arglose Menschen attackiere, Autos verfolge und Gänge unter der Erde grabe, regelrechte Höhlen, in die man mir nichts, dir nichts einbrechen könne. Fachleute halten das alles für eher unwahrscheinlich und können nur den Rat geben, die Tiere nötigenfalls zu vergrämen, etwa mit lauter Musik in den Abendstunden, wenn der Biber aktiv wird. Aber ob das dem ruhebedürftigen zweibeinigen Nachbarn gefällt?
Mit dem Vergrämen alleine ist es in einem anderen Fall – eigentlich sind es sogar schon zwei – freilich nicht getan. Dieser Tage machen Berichte die Runde, in den Wäldern um Wladimir treibe sich ein halbwüchsiger Bär herum. Gesichtet wurde er bereits, als er sich in der Abenddämmerung am Rande eines Dorfes am Inhalt von Mülltonnen gütlich tat ebenso wie im dunklen Tann. Die Forstbehörde vermutet, es handle sich um ein ausgesetztes Tier, möglicherweise aus einem kleinen Zoo stammend, denn der junge Petz verhalte sich nicht artgerecht, und man traue es ihm nicht zu, unbemerkt die doch recht weite Strecke aus den Nachbarregionen Nischnij Nowgorod oder Iwanowo zurückgelegt zu haben. Denn in den Forsten des Gouvernements Wladimir ist der Braunbär seit gut hundert Jahren gar nicht mehr heimisch und wird nur noch ganz gelegentlich gesichtet.
Doch da taucht plötzlich ein weiterer Bär, ein ausgewachsener, an der Grenze zur Region Nischnij Nowgorod auf. Ein Pilzsammler will ihn gesehen haben. Geschnaubt habe das Tier, sei aber ansonsten friedlich geblieben. Dennoch gab der Mann natürlich Fersengeld und verkniff es sich, ein Bild zu schießen. Scharf schießen werden wohl andere. Den kleinen Bären will man zwar fangen, aber dem großen Petz wird man wohl – behördlicherseits legitimiert – eines auf den Pelz brennen, wie weiland in Bayern seinem unglückseligen Artgenossen Bruno. Da mag sich im Straßenverkehr zwar tagtäglich die Sentenz „homo homini lupus“ blutig bewahrheiten, aber im Wald soll es für den Menschen möglichst ungefährlich bleiben. Ein Bärendienst an der Natur eben.
Dabei kann es viel gefährlicher sein, sich als Bauarbeiter an einem Mietshaus zu schaffen zu machen, wo sich in einer Wohnung einige durstige Seelen zusammengefunden haben, um einen draufzumachen. Wer ihn mitgebracht und schließlich aus dem Fenster geworfen hat, ließ sich von der Polizei nachher nicht mehr feststellen. Jedenfalls traf der Kuhschädel einen Handwerker unten auf der Straße so schwer an der Schulter, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Das unverhoffte Opfer hatte gerade noch rechtzeitig bemerkt, daß nicht alles gut ist, was von oben kommt, konnte sich zwar wegducken, aber dem 30 kg schweren Geschoß nicht mehr ganz ausweichen.
Um nun aber mit den Viechereien zu Ende zu kommen – man könnte ja noch von dem offensichtlich an Diarrhoe leidenden Reh berichten, das gestern durch Langensendelbach stakste -, hier noch die kuriose Geschichte von dem Eichhörnchen, das eine Frau verfolgte, bis die Polizei kam: http://is.gd/E1XuFS
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